Historische Scheunenreihen
Die Historischen Scheunenreihen in Weißenstadt sind eine städtebauliche Besonderheit. Sie entstanden im 19. Jahrhundert.
Die Randbereiche der Altstadt von Weißenstadt werden von den Scheunenreihen geprägt, die auf die historische stadtnahe Landwirtschaft hinweisen. Früher lagerten die Bürger landwirtschaftliche Geräte, Heu und Stroh direkt am Haus, bis im Jahr 1823 weite Teile der Innenstadt einem verheerenden Feuer zum Opfer fielen.
Aus Brandschutzgründen erfolgte nach dem Stadtbrand die Auslagerung der Scheunen aus der Stadt. Diese Scheunenreihen am Rande der Altstadt prägen noch heute das Ortsbild von Weißenstadt.
Die Scheunen an der Gartenstraße und an der Peuntstraße bilden zusammen mit meist zweigeschossigen Wohnhäusern den historischen Ortsrand aus. Wie bei den Scheunenreihen an der Kirchenlamitzer Straße, Am Ehrenhain, Am Stadtgraben, an der Bayreuther Straße und am Mühlgraben handelt es sich um Baudenkmäler.
Stand 10.05.2023 © Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 1/8
Die meist sehr schlichten Scheunen wirken durch die Reihung mehrerer Baukörper mit durchgehender Traufe und Firstlinie sehr beeindruckend aufgrund ihrer Dimension und Massivität. Dunkle Schieferdächer, zum Teil Trockenmauerwerk und Torbögen mit dekorativen Granitrahmen, prägen den Altstadtrand.
Lage der Scheunenreihen
Es gibt im Ortskern von Weißenstadt insgesamt 6 Scheunenreihen. Diese sind:
- Scheunenreihe Am Ehrenhain – 21 Scheunen, im Zeitraum nach 1823 bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut
- Scheunenreihe Kirchenlamitzer Straße – ehemals 14 Scheunen, im Zeitraum nach 1823 bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut
- Scheunenreihe am Mühlgraben – 14 Scheunen, im Zeitraum nach 1823 bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut
- Scheunenreihe am Stadtgraben – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut
- Scheunenreihe Bayreuther Straße – 15 Scheunen, nach 1823 gebaut
- Scheunenreihe Peuntstraße – 12 Scheunen, nach 1823 gebaut
Ein Großteil der Scheunen steht unter Denkmalschutz. Heute werden sie meist als Garagen oder Lagerflächen genutzt.
Der große Stadtbrand am 9. Mai 1823
Original Auszug aus dem „Weißenstädter Brandbüchlein“, verfasst von Wilhelm Ruckdeschel (Bürger und Webermeister zu Weißenstadt):
Es war eine grauenvolle Katastrophe!
„Der Himmel hatte sich in schwarze finstere Wolken eingehüllt, draußen braußte der Sturm schauerlich in den dunklen Wäldern des nahen Gebirges, der Tag war unfreundlich, wild und ein trauernder Vorbote eines fürchterlichen Abends. Keine Ahndung kam in unser Herz, daß wir an dem Tage die Luft mit unsern Klagen erfüllen. Die Erde mit Thränen des Schmerzes benetzen würden!
So war in zwey unglücksvollen Stunden die ganze Stadt ein Raub der unbarmherzigen Flammen geworden. 196 Häuser, 46 Nebengebäude, Kirchen, Schulhäuser, Rathaus, alles war bis auf den tiefsten Grund niedergebrannt. Nicht einmal die Kellergewölbe hat das wüthende Element verschont. Es hat Mauern und Thüren durchbrochen und auch die wenigen dahin geretteten Habseligkeiten verschlungen. Ein so wütender Brand, der auch nicht ein einziges Hauß im ganzen Städtchen verschonte, ist ohne Beispiel! Nur die Vorstadt wurde zum Theil noch gerettet. So wie die im Thale liegenden Mühle. So waren in wenig Augenblicken 1700 Menschen und wohl 600 Stück Vieh ohne Obdach, ohne Nahrung!“
Ursprung des Brandes war ein Funkenflug in einer Nagelschmiede in der Wallstraße. Da die ganze Stadt mit Fachwerk und Strohdächern baulich bestückt war, war es ein leichtes Fressen, dass diese schreckliche Feuersbrunst wüten konnte. Zudem wurde 1820 der Jahrhunderte lang bestehende über 80 Hektar große Stadtweiher trockengelegt um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen.
„Ach! So sicher träumt sich der Mensch durch das Leben hin, vergessend, dass ihm jeden Augenblick ein trauervolles Erwachen bevorstehen kann!“